Über sportliches Gehen im Gebirge

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Was zeichnet einen Trend aus? Dass er meist schnell wieder verschwindet ...
Sportwandern, Speed Hiking, zwei neue „Trendbegriffe“, von welchen man liest, nachdem man sich doch erst an „Walken“ und „Nordic-Walken“ gewöhnt hat. Schnell die Vorwurfskeule gezückt, weil dahinter wieder eine Marketingblase vermutet wird. Nicht ganz falsch, so ein Gedanke, aber eine gewisse differenzierte Betrachtung ist angebracht. Solche Namensspielereien haben oft einfach den Sinn, Unterschiede in der Ausführung und Philosophie einer (im Prinzip schon längst gegebenen) Sportart aufzuführen. Und wenn ein Badminton-Spieler nicht als Federballspieler und ein Läufer nicht als Jogger angesehen werden will, so möchten manche in anderen Sportart-Varianten auch entsprechende Unterschiede deklariert sehen. Demgemäß gibt es andere Bezeichnungen.
„Wandern“ ist quasi die Mutter der körperlichen Betätigung in freier Natur zum Zwecke des gehenden Bewegens. Walken, ob mit oder ohne Stöcke, ist eine sportlichere Variante davon. Es ist theoretisch Wandern, nur mit höherem Tempo (wobei die meisten Walker kaum schneller unterwegs sind – aber dies ist ein anderes Thema).

Walking wird vom Läufer gerne belächelt, aber nicht wenige Läufer sind sich nicht zu schade, auch mal mit Rucksack viele Stunden durchs Gebirge zu streifen. Trekking- oder Wander-Touren oder wie immer man es auch nennen will. Somit sind sie auch temporär eine Art Walker, wenn sie gemäß ihres Leistungszustandes auch recht flott unterwegs sind. Auch wenn sie es nicht gerne hören wollen. Gerade für Ultraläufer kann eine ausgedehnte Walking-Tour, mit Minimalgepäck, im Optimalfall noch in der schönen Natur eines Mittel- bis Hochgebirges durchgeführt, eine sehr effektive Ergänzung zum Lauftraining sein.

Die Vorteile sind:

- Man kann viel länger unterwegs sein als beim Laufen – ohne annähernd so stark zu ermüden.
- Demgemäß lassen sich solche Einheiten öfter einbauen – ggf. mal eine Trainingswoche mit mehreren solchen Walking-Tour-Tagen.
- Demgemäß ist die orthopädische Belastung geringer.Demgemäß ist die Verletzungsprofilaxe höher, wenn dadurch die Anzahl (sehr) langer Trainingsläufe reduziert wird.
- Es ist Stressfreier (man hat keinen Druck ein bestimmtes Tempo durchziehen zu müssen.
- Es ist „legitim“ immer wieder kleine Pausen einzulegen, um mal die Landschaft zu genießen – u. Ä.)


Und wer kennt es nicht, wenn bei einem (sehr) langen Lauf irgendwann die Müdigkeit auftritt: Das Laufen macht dann nicht mehr wirklich Spaß, das Wahrnehmungsfeld grenzt sich immer mehr ein, man nimmt immer weniger war und das Ziel definiert sich nur noch über das Abspulen der geforderten Kilometer respektive Zeit. Das ist doch eigentlich sehr schade und irgendwie auch traurig. Warum nicht einfach mal während der Vorbereitung, ohne Druck und Stress , das übliche Lauftraining mit einer Wandertour kreuzen bzw. kombinieren?

Wer aber glaubt, als Läufer bringt ihm das doch nichts, weil die körperliche Beanspruchung (insbesondere die Herz-Kreislauf-Belastung) zu gering sei, dem sage ich, er solle es erst mal machen. Z. B. 8,5-12 Stunden (netto), mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 6 km/h, auf 40-70 km und 1000 bis über 2000 Höhenmetern, da wird man schon merken, dass man was getan hat. Außerdem definiert sich <Ausdauer> (im Sport) nicht nur über physische Komponenten, sondern auch über die psychische. Und solch lange Walkingeinheiten trainieren hervorragend Physis und Psyche darauf, viele bzw. sehr viele Stunden auf den Beinen zu sein.

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