2. "Sportkarriere": Laufen
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Sportlicher Werdegang 2
Mitte der 1990er; inzwischen sind ca. 2 Jahre ausdauersportlicher Enthaltsamkeit vergangen und ich bin mitten in meinem Zivildienst. Es gibt ja noch andere schöne Dinge im Leben, außer Sport, sodass ich mit der Aufgabe des Ausdauersports ganz gut klargekommen bin. Doch irgendwas musste ich tun. So entschloss ich mich, damals noch mit gewissen Vorurteilen, Mitglied in einem ortsansässigen Fitnessstudio zu werden (die damals noch eher „Muckibuden“ waren). Wenn schon kein Ausdauertraining mehr (die Muskelerkrankung war nach wie vor vorhanden), dann sollte zumindest der Oberkörper mal beansprucht werden. Und vielleicht ließe sich meine „Ausdauerfigur“ Marke „halbes Hemd“ (mit 55 kg zu meiner Radsportzeit) ja was mit Muskeln aufpeppen. ;-)
Mit der Zeit begann ich auch wieder etwas mit Ausdauertraining. Anfangs mit Laufen (zu dieser Zeit kam ich auch das erste Mal mit einem „Pulsmesser“ in Berührung, welche im Ausdauersportkreisen noch wenig Verbreitung fanden), was aber sehr frustrierend war. Zwei Jahre fehlendes Training und die Muskelgeschichte forderten massiven Tribut: Ich war selbst nach einigen Wochen Training nicht in der Lage, 5 km unter 30 min zu laufen! Das war ein moralischer Hammer. Von meinen „Glanzzeiten“ als Läufer war absolut nichts mehr übrig.
Ich verkaufte schweren Herzens mein Rennrad (psychologisch sehr schmerzhaft , denn damit schloss ich das Kapitel Radsport endgültig) und kaufte mir ein einfaches Mountainbike, welches mir ermöglichte, auch abseits asphaltierter Wege zu fahren und begann auch wieder zart mit Radfahren. Mehr als 2 x/Woche Ausdauertraining war aber nicht machbar, denn nach jedem Läufchen (30-45 min) oder jeder Radeinheit (60-90 min) benötigten meine Beinstreckmuskeln 2-3 Tage Erholungspause. Doch es war eine Besserung in Sicht. Das muskuläre Problem wurde irgendwann etwas geringer und ich konnte gute 3 x/Woche recht intensiv trainieren.
Während dieser Zeit wurde in der Fitnessanlage, in der ich Mitglied war, stundenweise ein Trainer gesucht und man kam auf mich zu, ob ich interessiert wäre. Ich sagte zu. Nach anfänglicher interner Ausbildung erfolgte eine externe zum <Fitness- und Gesundheitstrainer und aus ein paar Stunden wurde ein fester Job. Zwangsläufig lief es darauf hinaus, dass ich versuchte, Mitglieder zum Ausdauertraining – insbesondere Laufen zu animieren.
So kam es dann zufällig zu einem neuen Schlüsselerlebnis. Mit einer Freundin von mir, welche ich zum Laufen brachte, wollte ich zusammen an einem 10-km-Volkslauf teilnehmen. Eigentlich wollte ich sie begleiten, doch wegen „schlechter Beine“ (beim Warmlaufen) wollte sie zuerst doch nicht starten. So bin ich alleine gelaufen und bin mit irgendwo um die 45 min ins Ziel gekommen. Ich war überrascht, denn ich hätte eine viel schlechtere Zeit erwartet. Ich war wieder etwas angefixt und beschloss nun, gezielter zu trainieren, um zu schauen, was da noch möglich ist. Und so wurde ich wieder zum Läufer (seit dem bin ich auch nie wieder sportlich Rad gefahren).
Bezüglich der möglichen Trainingshäufigkeit eingeschränkt, war ich dann gefordert, möglichst viel Qualität ins Training zu bringen. Dadurch habe ich mich das erste Mal in meinem Sportlerleben wirklich intensiv mit der Trainingslehre des Ausdauersports beschäftigt, denn schon alleine wegen meines Berufes wegen war klar, dass ich mir selber Trainingspläne schreiben würde (und müsse). Während meiner sportlichen Anfänge und auch als Leistungssportler war (wie bei Vielen) die trainingsmethodische Vorgehensweise sehr durch Gefühl und „Viel-bringt-viel-Mentalität“ geprägt. Im Nachhinein habe ich so manches Mal den Kopf darüber geschüttelt, als ich fachlich wissender erkannte, was ich mir damals teilweise für einen Mist zusammentrainiert habe (quantitativ oft viel zu viel, qualitativ oft viel zu schlecht – aber wenn der entsprechende Erfolg da ist, scheint ja alles richtig zu laufen). Mit dem Talent von damals und dem Wissen von heute … Zu spät. Vergessen darf man aber auch nicht, dass sich auch die Trainingslehre weiterentwickelt hat.
Effektiv trainierend drückte ich meine Zeiten über 10 km auf unter 37:30 m:s und konzentrierte mich später nur auf den Halbmarathon, denn die 10er wurden mir bezüglich Belastungsgrad zu hart. Zwischenzeitlich lief ich dann auch erstmals (kurzentschlossen) meinen ersten Marathon. Ich war sehr zufrieden, wenn ich auch immer wieder mit einer gewissen Wehmut an (im wahrsten Sinne) „alte Zeiten“ dachte, als ich ganz vorne mitlaufen konnte.
Ein paar Jahre blieb es so doch es zeichnete sich irgendwann wieder eine notwendige sportliche Neuorientierung ab, denn es taten neue Probleme auf. Ein bedeutendes Hindernis war, dass ich immer noch auf 3-4 Tage/Woche Training festgenagelt war (die Muskelerkrankung ist bis heute nicht verschwunden). Um mein noch vorhandenes Leistungspotential ausschöpfen zu können, war ich „gezwungen“, an diesen 3-4 Tagen/Woche einen Kilometerumfang abzuspulen, den man normalerweise auf 5-6 Tage/Woche verteilen würde. Dies klappte immer wieder gut – aber es traten auch immer wieder Phasen auf, bei denen ich meine orthopädische Belastbarkeit überschritten hatte, welches sich immer wieder durch unschöne Verletzungen bemerkbar machte (Mittelfuß-Knochenbruch, Muskelfaserrisse). Und mein Körper war schließlich keine 20 Jahre mehr, da steckt man nicht mehr so viel weg. Desweiteren kam hinzu, dass es mir von Jahr zu Jahr schwerer viel, mich bei den harten Trainingseinheiten und im Wettkampf zu quälen. Während ich in jungen Jahren eine richtige Quälsau war, welche jede Sekunde versuchte rauszuquetschen, wuchs der Schweinehund in mir zunehmend. Und es war abzusehen, dass eben auch altersbedingt meine Laufzeiten langsam aber sicher schlechter würden. Und da ich hätte keine Zeiten mehr laufen können, welche ich nicht schon etliche Male gelaufen war, war dies der Motivation nicht förderlich.
Sportlich gesehen hing ich nun in den Seilen. So ging es nicht weiter, es musste sich was ändern, aber als reiner Fitnessläufer wollte ich noch nicht „enden“. Es hatte immer noch den Anspruch ein ansehnliches Leistungsniveau zu besitzen. Und als reiner Fitnessläufer wäre ich faul geworden. Ich brauche Ziele, auf die ich hinarbeiten kann und die hätten mir gefehlt!
Aber auch hier sollte sich ein weiteres Schlüsselerlebnis auftun.