Mythen zum Thema Sportbekleidung

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Folgende Aussagen hört und liest man häufig:

„In Funktionsfaser schwitzt man nicht.“
Keine Kleidung kann Schwitzen verhindern! Sie dürfte es auch gar nicht – denn es wäre lebensgefährlich! Schwitzen ist eine überlebenswichtige Thermoregulation des Körpers, welche eine Überhitzung verhindern soll. Steigt die Körpertemperatur entsprechend an, dann wird man unausweichlich schwitzen.

„Eine Funktionsfaser hält die Haut trocken.“
Kein Stoff der Welt kann die Haut trocken halten, solange man schwitzt. Wenn Schweiß aus den Poren tritt, dann ist die Haut immer nass. Dies ist ein unausweichliches physikalisches Resultat des Schwitzens. Die Aufgabe der Funktionsbekleidung ist es dann, diese Nässe möglichst schnell von dem hautnahen Bereich zu dem hautfernen Bereich zu transportieren – also von der Haut abzuführen. Solange aber die Haut schwitzt, wird diese auch nass bzw. feucht sein. Wer also - während er schwitzt - unter seine Kleidung auf seine Haut fasst, darf sich nicht wundern, dass die Haut nass ist.
Erst wenn man nicht mehr schwitzt, kann nach dem Abtransport des Schweißes die Haut durch die Funktionsfasern der Kleidung trocken gehalten werden, indem diese die aufgenommene Nässe eben von der Haut fernhält. Dann ist es übrigens etwas Nachteilig, wenn man über der Unterwäsche weitere eng anliegende Kleidungsstücke trägt (was aus Gründen der Wärmeisolation grundsätzlich auch wichtig und richtig sein kann). Denn diese darüber liegende Kleidungsschicht übt entsprechend Druck aus, was wiederum die Nässe zurück Richtung Haut presst.

„In atmungsaktiver Kleidung wird es nicht zu warm.“
„Atmungsaktiv“ bedeutet nur, dass das Material in der Lage ist, Wasserdampf von innen nach außen abzugeben. Dadurch kann der verdunstete und Wärme aufnehmende Schweiß nach außen abgeleitet werden. Jedes Kleidungsstück hält Wärme zurück und wirkt isolierend. Dies ist eine elementare Funktion und ein bedeutender Sinn von Bekleidung. Demgemäß wird jedes (zusätzliche) Stück Kleidung am Körper prinzipiell dazu führen, dass es wärmer wird. Stimmt das Verhältnis von Bekleidungsmenge und isolierende Fähigkeit der Kleidung zur Außentemperatur nicht (Außentemperatur zu hoch für die gewählte Kleidung) – dann wird es unausweichlich "zu warm". Da hilft dann die höchste Atmungsaktivität nichts.

Übrigens: Die höchste Atmungsaktivität ist bzw. wäre gegeben, wenn man keine Kleidung auf der Haut trüge. Und je wind- und wasserdichter die Kleidung ist, desto weniger atmungsaktiv ist diese, denn Wind- und Wasserdichtheit und hohe Atmungsaktivität sind zwei sich konkurrierende Eigenschaften. Beides kann nie maximal gegeben sein – ohne Kompromisse geht es da nicht.

„Atmungsaktive Bekleidung kann überschüssige Wärme abgeben.“
Dies kann sie nie. Kleidung kann nicht wissen, wann zu viel bzw. „überschüssige“ Wärme vorhanden ist. Das Temperaturempfinden des Menschen ist viel zu individuell und die Kleidung müsste über ein einstellbares Thermostat verfügen, um exakt bei der richtigen Temperatur „aufzumachen“. Dies kann nicht funktionieren.

„Etwa 30 min leichter Regen hält die Jacke aus, dann geht der Regen durch.“
So ähnliche bzw. vergleichbare Aussagen sind oft zu lesen, wenn es um wasserabweisende Kleidung geht, wie z. B. bei Gore-Windstopper (welches zwar winddicht aber nicht wasserdicht ist).

Ob hierbei Wasser durchgeht oder nicht, hängt nur vom Druck ab, mit welchem das Wasser auf die Faser bzw. Membran einwirkt. Ist der Druck höher als die „Dichtheit“ der Faser es zulässt, wird Wasser die Membran durchdringen. Ist der Druck geringer, wird kein Wasser eindringen. Die Dauer, mit welcher der Regen auf die Oberfläche trifft, ist dabei irrelevant. Liegt beispielsweise ein leichter Niesel- oder Sprühregen vor, dessen Aufschlagkraft nicht ausreicht, um einen Druck auszuüben, welcher die Membran durchdringen kann, so wird sich dies auch nach Stunden Dauerregen nicht ändern. Wenn nach (erst) einer gewissen Dauer dennoch eine höhere Feuchtigkeit unter der Jacke festzustellen ist, dann ist dies entweder ein Resultat der eigenen Körperfeuchtigkeit, welche sich zunehmend bildet, da eine winddichte Membran die Atmungsaktivität einschränkt, oder / und der Regen ging von Beginn an leicht durch und erst nach einer Weile macht sich dies bemerkbar (bis sich genügend Nässe gebildet hat).