Faustformel und Herzfrequenz
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Die Faustformel: 220 - Lebensalter = HF max. (?)
Diese Formel zur Berechnung der max. HF wird immer noch (zu häufig) als bewährt und brauchbar "verkauft", obwohl hinreichend bekannt ist, wie grob diese Berechnung ist. Die Frage ist, wer bestimmt, inwieweit sich solch einfache Faustformeln wirklich bewähren (können). Die Frage ist, inwieweit die Maßstäbe, welche die Befürworter solcher Formeln an ein Ergebnis setzen, mit der Zielsetzung des Sportlers wirklich übereinstimmen. Diese Formel wird mit einer Toleranz mit +/- 15 S/min angegeben. Diverse Studien zeigen, dass hierbei eine äußerst hohe Fehlerquote vorliegt und kein wirklicher Zusammenhang zwischen Alter und max. HF besteht (wäre physiologisch auch nicht erklärbar). In der Regel ist eine Abweichung von 10-30 S/min bei etwa 50 % der Personen zu beobachten. Abweichungen von bis zu 50 S/min sind auch gegeben.
Für ambitionierte Ausdauersportler sind Faustformeln definitiv unbrauchbar und die Fehlertoleranz unakzeptabel hoch.
Bei Fitness-Sportlern ist die Anwendung solcher Formeln auch fragwürdig, wenn man bedenkt, dass die sehr große Wahrscheinlichkeit einer deutlich fehlerhaften Vorgabe besteht. Solche Formeln haben dann eher den Charakter einer Alibi-Funktion (man muss ja irgendwie eine "wissenschaftliche" Vorgehensweise belegen können). In der "Ausdauersportszene" haben solche Faustformeln zu gut wie keinen Stellenwert mehr. Das Lebensalter sagt praktisch nichts über die max. HF aus. Diese nimmt zwar mit zunehmenden Alter ab - aber gerade bei über Jahre hinweg trainierenden Ausdauersportlern kann diese über viel Jahre unverändert sein, so dass selbst im höheren Alter bei solchen Sportlern noch sehr hohe max. HF-Werte vorliegen können (meine max. HF ist z. B. seit ~ 15 Jahren unverändert).
Es mutet seltsam an, wenn man die Wichtigkeit einer HF-Messung predigt - aber dann eine Berechnungsgrundlage wählt, welche die Aussagefähigkeit von Kaffeesatzlesen hat.