Etwas zum Thema Ernährung

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Richtige und falsche Ernährung

Kaum ein Thema zeigt so viele Facetten wie jenes der Ernährung. Wenn man sich als mehr oder weniger Laie darüber schlaumachen will, so bekommt man schnell den Eindruck, man müsse erst mal einige Monate diese Thematik studieren, wenn man in der Lage sein will, sich „richtig“ zu ernähren. Man lese 10 verschiedene Bücher und man bekommt 10 verschiedene Meinungen und Weisheiten vorgesetzt – erst recht, wenn es um das massiv zunehmende Problem von Übergewicht geht (Stichwort Diäten).

Und viele „Experten“ verteidigen ihre Philosophie gerne als einzig „richtige“ und „wahre“. Bei genauerer Überlegung sollte selbst einem Laien klar sein, wie vollkommen absurd und lächerlich solche Thesen sind. 150.000 Jahre hat der Mensch sich von dem ernährt, was sein Lebensraum ihn gegeben hat - und die Rahmenbedingungen seiner Lebensräume waren immer sehr unterschiedlich. Nie hat die Natur dem Menschen vorgeschrieben, was er genau zu essen hat, wie er seine Nahrung genau zusammenstellen und zu welcher Tageszeit er sie zuführen soll (usw.). Und nun maßt der Mensch sich an, schlauer sein zu wollen als die Natur und diesbezüglich zahlreiche (sich teilweise sich gegenseitig widersprechenden) „Richtig-und-falsch-Thesen“ aufstellen zu können.

Solange es um grundsätzlich natürliche Nahrungsmittel geht, gibt es pauschal keine „falsche“ oder „richtige“ Ernährung – nur unterschiedliche, andere Ernährungsvarianten! Der Mensch ist von Natur aus auch ein Mischköstler, inwieweit er sich dabei seine Kost zusammenstellen kann (tierisch, pflanzlich), hängt entscheidend von Fauna, Flora und Klima ab, nicht zu vergessen seine Fähigkeiten die Nahrung (handwerklich) zu verarbeiten.
Dies war seit seiner Existenz immer so - deshalb sind auch Thesen völliger Unfug, die behaupten, ein großer Anteil Kohlenhydrate in der Nahrung wären falsch und nicht natürlich - oder das Gegenteil, die absurde Behauptung der Mensch wäre eigentlich kein Fleisch(fr)esser.


Nudeln und Brot

Pasta, Pasta. Nudeln, Nudeln. Quasi das Hauptnahrungsmittel aller Ausdauersportler. Nudeln sind ein hervorragender Kohlenhydratlieferant – das steht außer Frage. Aber es gibt nicht weniger gute Alternativen. Neben Reis und Kartoffeln gibt es noch den Klassiker schlechthin: Brot.

Brot und Teigwaren bestehen aus den gleichen Zutaten: Getreide, Wasser und Salz. Beide sind gleich wertvolle Energie- bzw. Kohlenhydratlieferanten. Brot hat allerdings deutlich weniger Kalorien und Kohlenhydrate (in g/100g). Man müsste also theoretisch mehr Brot als Nudeln essen, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Aber der Vergleich gilt nur für Nudeln in (ungekochter) Trockenmasse! Da man Nudeln jedoch kochen muss, gehen dabei viele Kohlenhydrate (und Kalorien) dabei verloren. Gekochte Nudeln können mehr als die Hälfte ihres Energiewertes verlieren, sodass Brot und Nudeln dann auf gleiche Energie- und Kohlenhydratwerte kommen können.


Das Vollkorn-Dogma

Dann ist immer wieder die Thematik „Vollkorn“ gegeben. Immer wieder wird chronisch auf die Wichtigkeit verwiesen, unbedingt Vollkornprodukte zu wählen. Bei Menschen mit hohem Energieverbrauch, wie bei Ausdauersportlern gewisser Leistungsklassen gegeben, bringt „nur Vollkorn“ ggf. auch Probleme mit sich. Durch die Ballaststoffe der Vollkornprodukte kommt es schneller zu einem Sättigungsgefühl und die Verweildauer im Magen verlängert sich. Was für den übergewichtigen Abnehmer von Vorteil ist, kann für den Sportler manchmal nachteilig sein. Letzterer kann sich durch dadurch nämlich selber in seiner Energiezufuhr etwas ausbremsen, da dann eine Auffüllung der Energiespeicher länger dauern kann. Bei fast täglichem Training eventuell nicht immer unproblematisch.

Dann ist noch zu berücksichtigen, dass vor einem Wettkampf oder belastenden Trainingseinheit die Ballaststoffe Vollkornproduktes den Verdauungstrakt stärker belasten, was bei einer sportlichen Tätigkeit nicht gut kommt. Wenn auch überwiegend Vollkorn angesagt sein sollte – es muss halt nicht immer sein. Ja es sollte manchmal bewusst darauf verzichtet werden. Brot und Brötchen aus Nichtvollkorn oder weißem Mehl sind also nicht pauschal falsch!


Die Nicht-Vollkorn-nur-Zucker-These

Hier und da gibt es die These, dass Nichtvollkornprodukte bezüglich seiner Kohlenhydrate mit „einfachem Zucker“ gleichzusetzen sind. Die Energie würde schnell ins Blut übergehen und den Blutzuckerspiegel nicht lange aufrecht halten.
Dies ist aber irreführend. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Blutzuckerspiegel ansteigt und nach Erschöpfung der Energiequelle wieder sinkt, mag bei Nichtvollkorn höher sein. Der Unterschied zwischen Nichtvollkorn und Vollkorn liegt aber primär im Bereich Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Vollkornprodukte haben davon erheblich mehr. An der Qualität der Kohlenhydrate ändert sich deshalb jedoch gar nichts. Egal ob Vollkorn oder halt nicht, die Kohlenhydrate von Getreideprodukten bestehen zu ca. 99 % aus Polysacchariden, also langkettigen Kohlenhydraten (-Molekülen), welche grundsätzlich den Blutzuckerspiegel lange Zeit oben halten - also auch lange Energie liefern. Diesbezüglich ist es also vollkommen egal ob Voll- oder Nichtvollkorn.

Ich denke da gerade auch an die armen Radprofis bei Etappenrennen oder Läufer bei den bekannten Pastapartys vor den Wettkämpfen, wenn diese in den Hotels bzw. beim Veranstalter nicht standardgemäß sondern häufig Nichtvollkorn-Pasta vorgesetzt bekommen. Seit vielen Jahren ernähren sich diese falsch – ohne es zu merken. ;-)