Lungenvolumen vergrößern?

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Beim Thema Lungenvolumen ist fälschlicherweise der Gedanke bzw. die Aussage weit verbreitet, man könne durch ein Ausdauer- oder Atemtraining das Lungenvolumen vergrößern. Dem ist nicht so! Das Lungenvolumen gemäß der räumlichen, dreidimensionalen Ausdehnung, ist genetisch bedingt vorgegeben und nicht änderbar. Die Lunge kann bei einem Menschen, welcher sich nicht mehr in der Wachstumsphase befindet, nicht mehr wachsen.

Der missverständliche Knackpunkt ist, dass bei dem Begriff Lungenvolumen eigentlich das respiratorische Lungenvolumen gemeint ist. Dies bezieht sich auf die Atmung und die daraus resultierende Vitalkapazität (die Menge an Luft, welche bei max. Einatmung max. wieder ausgeatmet werden kann). Die Vitalkapazität ist durch Training, insbesondere Ausdauertraining, erhöhbar. Diese wird in Litern gemessen, eine Maßeinheit des Volumens, welche aber mit dem eigentlichen Lungenvolumen nichts zu tun hat.

Bei einem Lungenfunktionstest wird auch nicht, wie oft angegeben, das Lungenvolumen gemessen, sondern (unter anderem) eben die Vitalkapazität.

Die durch das Ausdauertraining besser trainierte Atemmuskulatur kann mehr Luft ventiliert werden, da sich das Atemzugvolumen erhöht (die Menge an Luft, welche pro Atemzug ventiliert werden kann). Nun könnte zwar doch argumentiert werden, dass sich die Lunge dann zwangsläufig mehr ausdehnen muss und sich somit das Lungenvolumen erhöht. Was sich diesbezüglich aber ändert, ist die Fähigkeit, die vorher schon vorhandene „Aufblähfähigkeit“ der Lunge mehr respektive vollständig zu nutzen. An dem Volumen des Organs Lunge an sich ändert sich deshalb nichts. Es ist und bleibt, wie es ist.

Eine höhere Vitalkapazität erhöht wie beschrieben die Menge der ventilierten Luft und somit auch die Menge des vorhandenen Sauerstoffs. Eine Restmenge an Luft (Residualvolumen) verbleibt aber immer in der Lunge und in den Atemwegen (die Lunge würde sonst zusammenpappen). Bei der Ausatmung bleibt so immer verbrauchte, sauerstoffarme Luft zurück, welche bei der nächsten Einatmung wieder aufgenommen wird. Eine höhere Vitalkapazität - oder genauer das damit involvierte höhere Atemzugvolumen – fördert mehr der verbrauchten Luft wieder hinaus. Auch dadurch ist die Sauerstoffaufnahme verbessert.

Eine von Natur aus große Lunge bietet natürlich eine besserer Basis für ein hohes ventilatorisches Lungenvolumen. Wenn man also von einem hohen Lungenvolumen bei Weltkasseausdauersportlern liest, dann bezieht sich dies auf eben das ventilatorische Volumen. Eine ggf. große Lunge an sich ist dann genetisch bedingt - und nicht antrainiert.