Hokas - die etwas anderen Laufschuhe
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Das Problem
Im Ultralaufbereich – aber ggf. auch bei langen Trainingsläufen – kommt es zwangsläufig irgendwann zu deutlichen Ermüdungserscheinungen der Bein- und Fußmuskulatur. Beschleunigt wird dies zusätzlich durch Terrain mit Gebirgs- und Trail-Charakter (Muskel stauchende Bergab-Passagen und steiniger Bodenbelag). Diese Ermüdungserscheinungen führen dann zu schmerzenden Muskeln, welches wiederum deren Funktionen Stützen, Stabilisieren, Dämpfen, koordinatives Ausbalancieren erheblich beeinträchtigt. Genau dies soll die massive Dämpfung des Hokas verhindern. Und dies funktioniert definitiv.
Ich spreche da auch aus Erfahrung. Lange Strecken auf Asphalt oder mit dicken Schottersteinen befestigten Wegen zu laufen ist für meine Muskulatur der vorderen Oberschenkel eine Qual bis die Hölle – während ich auf sanfterem Naturboden noch bequem laufen kann. Ich kann auch nach 50 km immer noch gut bergab laufen – wenn nicht zu steil und der Boden nicht hart. Ich kann mich dabei sogar gut erholen und meine Beine fühlen sich ggf. dabei so an, als wäre ich gerade erst 10 km unterwegs. Aber wehe, es geht dann auf Asphalt runter. Durch die Ermüdung schmerzen meine Muskeln dann so sehr, dass ich bewusst bremsen muss, da es sonst zu einem Sturz kommen könnte, weil der Körper instinktiv versucht dem Schmerz auszuweichen. Die Beine tragen meinen Körper quasi nicht mehr richtig. Und die Fußmuskeln: Jeder größere Stein und jede Wurzel sticht wie ein kleines Messer, wenn sich diese in eine „Standardsohle“ bohren und auf den Fuß treffen.
Die Hokas dämpfen dies hervorragend ab und selbst dickes Geröll kann sich durch die dicke Sohle nicht weit genug durchdrücken, sodass nichts schmerzt. Spürbar auch die Entlastung von ermüdeter Muskulatur durch eine vorangegangene anspruchsvolle Trainingseinheit. Sind meine Beine dann noch unschön schwer bei der nächsten Trainingseinheit, so kann ich dann wesentlich länger laufen als mit üblichen Schuhen. Auch für regenerative Einheiten kann ich die Hokas dadurch sehr empfehlen. Denn gerade dann ist es wichtig, die Muskulatur und Gelenke so wenig wie möglich zu strapazieren.
Einen Hoka zu tragen ist auch gewöhnungsbedürftig. Man meint, man steht auf eine Art Luftkissen und beim Laufen fühlt es sich etwas an als hätte man Flummis unter den Füßen. Dadurch wirkt er aber keineswegs instabil oder schwammig! Man hat auch nicht das Gefühl, dass durch die starke Dämpfung irgendwie Energie verloren geht. Dass man bedingt durch die höhere Sohle die Füße etwas mehr heben muss, sollte auch keine Schwierigkeit darstellen. Ich bin auf Anhieb damit klargekommen.
Auch wenn das Gefühl für den Bodenbelag deutlich reduziert ist, genieße ich immer wieder das andere Laufgefühl einer solchen Dämpfung. Was nämlich im Gelände sofort (positiv) auffällt, ist die Fähigkeit des Schuhs, Unebenheiten so einfach „glattzubügeln“. Einfach genial. Das Einzige, was mich anfangs etwas verunsichert hat, war stark knubbeliger Wiesenboden. Man merkt natürlich, dass man durch die höhere Sohle auch höher steht und der Kopf sagt da schnell: „Achtung – Du kannst jetzt schnell umknicken.“ Doch dies ist nur subjektiv so – denn die Sohle ist so breit … Umknicken ist nicht. Reine Kopfsache.
Scheinbar völlig gegensätzlich zu der in den letzten Jahren verbreiteten „Natural-Running-Philosophie“, welche wenig Dämpfung und Sohle predigt, musste sich der Hoka auch direkt viel Kritik einfangen. Während aber die Ultralauf-Szene fast durch die Bank begeistert ist (und nicht nur die), kommen vorschnelle Negativ-Kommentare in der Regel von Nicht-Ultra-Läufern, welche im Prinzip über diesen Schuh und seine Geschichte nichts wissen – und diesen vor allem nie gelaufen sind. Negativ-Sprüche sind dann schnell unsachlich und Stammtisch-Polemik.
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